Fragen und Gegenstände der Medienkulturwissenschaft
Was untersucht die Medienkulturwissenschaft?
Die Medienkulturwissenschaft fragt erstens danach, was die Materialität eines Mediums ausmacht: Wie wird etwas aufgezeichnet und gespeichert? Wie lässt es sich übertragen und verbreiten? Diese Dimensionen greifen ineinander und werden daher immer im Zusammenspiel untersucht.
Zweitens analysiert sie, wie Medien genutzt werden, wie sie sich historisch entwickeln und welche gesellschaftlichen Debatten sie auslösen. Wichtig dabei: „Alte“ Medien verschwinden durch „neue“ nicht einfach – sie verändern ihre Funktion (z. B. Kino neben Streaming, Buch neben E-Reader).
Medien prägen drittens, wie wir sehen, hören, sprechen, handeln und denken. Die Medienkulturwissenschaft fragt nach dem Anteil der Medien an unseren Wahrnehmungsgewohnheiten und Wissensformen – also danach, wie Medien Kultur mitgestalten und Wissen erzeugen, speichern und adressieren.
Kurz: Die Medienkulturwissenschaft untersucht Medien in ihrer technischen Beschaffenheit, in ihrer Nutzung und Geschichte und in ihren kulturellen Wirkungen – von Literatur über Bild und Film bis hin zu digitalen Medien.
nach oben
Womit arbeitet die Medienkulturwissenschaft?
Forschende und Studierende der Medienkulturwissenschaft arbeiten an medialen Artefakten vom Mittelalter bis zur Gegenwart: mit Handschriften und Drucken, mit Texten, Bildern, Film und Ton, mit Computerspielen, Webseiten, Apps und sozialen Plattformen.
Aus medienkulturwissenschaftlicher Perspektive macht es einen Unterschied, in welcher Form ein Bild oder Text vorliegt. Ob dieselbe Buchstabenfolge in Stein gemeißelt, auf Pergament notiert, auf Papier gedruckt oder auf einem Touchscreen getippt ist – medienkulturwissenschaftlich ist das nicht dasselbe. Materialität, Aufzeichnung und Zugriff prägen Sinn, Nutzung und Wirkung.
Eine Erzählung als Roman, als Fortsetzungsfolge in einer Zeitschrift, als Spielfilm oder als Streaming-Serie bleibt in Figuren und Handlung ähnlich; für die Medienkulturwissenschaft ist sie dennoch jeweils ein anderes Ereignis: Erzähltempo, Adressierung, Publikumsbeteiligung und Paratexte können sich bspw. verändern.
Die Medienkulturwissenschaft fragt, was es bedeutet, wenn Bilder beweglich werden (z. B. Film, GIF, Reels) oder Töne aufzeichnungsfähig und beliebig reproduzierbar sind (von der Schallplatte bis zum Podcast). Solche technischen Möglichkeiten verändern Wahrnehmung, Archivierung und kulturelle Praktiken.
Medien verschwinden selten ganz, meist wechseln sie ihre Funktion. Ein handgeschriebener Brief wird im Zeitalter von E-Mail und Messengern anders gelesen und anders befördert als im 18. oder frühen 20. Jahrhundert. Zugleich verstehen wir historische Briefe heute besser, wenn wir berücksichtigen, wie sich die Praxis des Briefschreibens und -lesens durch digitale Kommunikation verändert hat.
Kurz: Die Medienkulturwissenschaft untersucht, wie Material, Format und Technik Sinn und Gebrauch von Texten und Medien formen – und wie sich diese Formen über Jahrhunderte hinweg verändern, weiterleben und neue Funktionen gewinnen.
